Hallo, ihr lieben Leser,
heute mal eine Premiere von mir, denn das hier ist mein
erster Post, denn ich in Word vorgeschrieben habe. Normalerweise öffne ich hier
nur die Seite und lege einfach los, aber ohne Internetverbindung geht das
nicht. Und warten wollte ich auch nicht länger.
Dafür gibt es wieder ein halbes Off-Topic, denn irgendwie
ist das hier für mich als Autorin doch zu bedeutsam, auch wenn es auf dem
ersten Blick nichts mit meinem schreiberlichen Schaffen zu tun hat.
Ich war beim Konzert, schon wieder. Diesmal bei einem, der
für meinen Geschmack viel zu unbekannt ist. Gerade mal ein Viertel, denen ich
davon erzählt habe, wusste überhaupt grob, wer das ist. Ich finde das einfach
nur schade, denn seine Songs sind wichtig, wollen gehört werden.
Ich rede (oder schreibe) hier von Alex Diehl. Und für alle,
die jetzt immer noch nicht wissen, wer das ist – das war der Mann, der mit
einem kleinen Lied einen Internet-Video-Hit gelandet hat nach den
Terroranschlägen von Paris. So bin ich auch zu ihm gestoßen und mein erster
Gedanke nach dem Videoclip war: „Der muss zum ESC, denn es gibt keinen Musiker,
dessen Song noch bedeutsamer für Europa ist.“
Nach ewigen Hin und Her kam er zumindest zum
ESC-Vorentscheid, den ich auch nur wegen ihm geschaut habe. Der muss doch
einfach da gewinnen!
Und bei der Meinung blieb ich, obwohl die anderen Künstler
auch viele gute Songs dabei hatten. Aber eben keinen so schonungslos klaren
Song mit einer so eindeutigen politischen Botschaft wie „Nur ein Lied“.
Ich bin politisch nicht besonders interessiert. Ich gehe
wählen, aber das war es dann auch schon. Aber dieser Song, der war anders. Der
wollte gehört werden, sollte gehört werden. Und deshalb habe ich mir ihn auch
gekauft (und ich kaufe nur sehr selten einzelne Songs).
Inzwischen besitze ich beide Alben von Alex Diehl, liebe
jeden einzelnen Song und als feststand, dass er im kleinen DASDIE Brettl
spielen würde, war mir klar, dass ich dahin muss.
Ein paar Tage später hat er in einem Video gesagt: „Es gibt
eigentlich keinen guten Grund, warum man noch keine Karten hat.“ Und den gab es
auch nicht. Jeder, der nicht dabei war, hat einen großartigen Abend verpasst.
(Und ich habe selten ein Konzert erlebt, bei dem die Altersspanne so groß war –
vom Kind unter 14 Jahren bis hin zum Rentner).
Ich war vorher noch nie im DASDIE Brettl, deshalb war ich
anfangs auch sehr irritiert, wie es dort aussah. Lange Tafeln mit Kerzen,
Stühle und vor der Bühne ein Hauch von Platz. Ich kam mir in meiner geliebten
Karo-Bluse mit schwarzen T-Shirt und Jeans irgendwie vor, wie unpassend
gekleidet beim Landessportbund-Ball. Und das hier sollte ein Konzert werden?
Dazu noch ein Graus an Musik, die irgendwie immer lauter durch den Hintergrund
schallte.
Einziger Lichtblick war die Tatsache, dass hier Alex Diehl
spielen sollte. Mit Band. Keine Ahnung, wie es werden würde. Der zweite
Lichtblick hieß Batomae, dessen Plakat auf der Bühne stand.
Wer Batomae noch nicht kennt, sollte dies auch schleunigst
ändern. Der ist eigentlich Bassist bei Luxuslärm (die ich irgendwo auch schon
mal live gehört habe, keinen blassen Schimmer mehr, wo das war). Und er
schreibt Songs, unglaublich gute Songs. Die man versteht, die man immer wieder
hören will.
Als jener Batomae zusammen mit seinen beiden jüngeren
Brüdern (gut, dass er das gesagt hat, denn die Ähnlichkeiten zwischen denen hab
ich erst dann gesehen) auf der Bühne stand, kam ein Spruch von ihm, dass er
noch nie vor sitzendem Publikum gespielt habe. Zumindest vier Damen hat das dazu
veranlasst, eine 1. Reihe zu bilden.
Ich hätte dazu gehören können, habe sogar darüber
nachgedacht. Aber vor 120 Menschen in der ersten Reihe zu stehen, die einen
doch irgendwie im Blick haben – es war mir zu viel Mittelpunkt. Tut mir leid,
Batomae.
Stattdessen blieb ich sitzen, klopfe mit Füßen und Händen
den Rhythmus mit (sogar drei verschiedene Sachen gleichzeitig – ich hätte
vielleicht doch Talent fürs Schlagzeug gehabt. Oder meine Koordination hat sich
dank der Gitarre verbessert).
Batomae selbst war mir kein ganz Unbekannter – und Achtung,
jetzt schlage ich einen großen Bogen – kenne ich durch eine, die ich bei The
BossHoss in Erfurt kennen gelernt habe. Und über die Facebook-Freundschaft zu
ihr. Hängt ja doch irgendwie alles zusammen durch die Musik, auch wenn das
unterschiedlicher gar nicht sein könnte. Obwohl…
Zurück zum Thema: Batomae hat Songs für ein Buch
geschrieben, so dass auch immer wieder jenes Buch angesprochen wurde während
des Auftritts. „Das Mädchen aus der 1. Reihe“ von Jana Crämer, der Managerin
von Luxuslärm.
Die Facebook-Seite des Buches wurde von der Trooper-Dame
geliked und die Inhalte immer wieder auch von ihr geteilt, so dass ich ständig
Batomae und das Buch gesehen habe. Umso überraschter war ich, dass ich den
heute tatsächlich sehen werde.
Und ich wurde nicht enttäuscht. Absolut fantastische Songs,
unvergleichbar. Und irgendwie erlebte ich da schon wieder ein paar
„Alex-Momente“. Ich erwischte mich selbst dabei, wie ich so derartig in seinen
Songs versinken konnte, dass ich gar nichts mehr bemerkt habe. Zu schade, dass
sein Soloprojekt 2014 noch nicht existierte, seine Songs hätten auch wunderbar
als Dankeschön zu den Lagerfeuerabenden gepasst. Nein, Moment, das ist ja
Sommer 2015, die Lagerfeuerabende... Da muss ich noch mal genau recherchieren…
Wie gesagt, ohne Tische, ohne Stühle – ich hätte mir die
erste Reihe geschnappt, definitiv. Dafür habe ich beim ersten Song beschlossen,
seine CD zu kaufen – na hoffentlich hat der auch eine dabei!
Ich greife mal vor: Ja, er hatte. Eine EP, 5 Songs. Und er
selbst hat mit seinen Brüdern diese verkauft. Irgendwie sehr familiär, dieses
Konzert, und das hat mich überrascht. Alle – auch der Alex Diehl – waren den
Fans so nah, keine Absperrungen und Security in Massen. Ich sage es ehrlich:
Ich mag beides, große Hallen und kleine Räumchen. Es hat einfach beides sein
Reiz. (Zu schade, dass ich das nicht öfter haben kann… Wieso wohne ich
eigentlich in der Pampa???)
Nun ja, zurück zur EP von Batomae – ich habe sie signiert
bekommen, von allen drei Brüdern. Und wieder stand ich gefühlte Stunden dafür
an und hab in Gedanken gerätselt, wie ich die nun eigentlich anspreche. Du oder
Sie oder …? Ach man, gibt’s da vielleicht mal eine Lösung, ich kann ja nicht
immerzu so lange überlegen…
Am Ende wurde es die Man-Form. Bzw. das „Ich möchte eine
CD.“ Nicht die eleganteste Lösung, aber immerhin. Ich habe meine CD, alles gut.
Und dank meinem Edding, der sogar noch vor den Karten selbst in meine Tasche
gewandert ist, habe ich auch von Batomaes Brüdern die Unterschriften bekommen.
Gehören ja irgendwie dazu.
Da hat der wohl mal nebenbei einen neuen Fan bekommen. Und
jetzt warte ich einfach mal, dass es irgendwann ein Album gibt. 5 Songs sind so
schnell vorbei…
Springen wir noch mal zeitlich zurück zu Alex Diehl. Die
Umbaupause war rekordverdächtig, aber so viel gab es da ja auch nicht.
Instrumente waren alle schon da, nur die paar Instrumente von Batomae mussten
weg geräumt werden.
Und ich war dann extrem positiv überrascht. Schon vom ersten
Ton an bin ich einfach mit aufgestanden und war Reihe 2. Und viele andere mit
mir. Eine Minute später kam die klare Ansage von Alex Diehl: „Steht auf und
kommt vor, das hier ist ein Rock-Konzert!“ Wie schön, dass ich schon vorne
stehe.
Ich hätte nie gedacht, dass ein Mann in meiner Körpergröße,
dafür aber mit dem vierfachen Volumen so derartig abrocken und auf der Bühne
herum springen kann. Und es hat einfach Spaß gemacht, mitzusingen,
mitzuklatschen. Und plötzlich stand ich in der 1. Reihe. Der unschlagbare
Vorteil da von ist: Zum Klatschen braucht man die Hände nicht zwangsläufig über
den Kopf zu nehmen – vor der Brust wird das auch gesehen. :-)
Ich bin überwältigt, wie es jemand schaffen kann, ein – im
Vergleich zur Messehalle bei The BossHoss, oder zum Marktplatz bei WIRTZ oder
auch zum Innenhof des Schlosses bei den Puhdys – so winziges Publikum dazu zu
bringen, mitzusingen, so dass man sich beinahe fühlt, als wäre man unter
Tausenden. Inzwischen war der Hauch von Platz vor der Bühne auch komplett
gefüllt. Und ich in der 1. Reihe. Irgendwie will ich nie wieder wo anders
stehen. Hier ist es schön, man sieht alles, man hört alles und man hat viel
mehr Kontakt zu den Musikern.
Irgendwie flog das Konzert nur an mir vorbei und ich war wie
Alex. Ich konnte mich in der Musik fallen lassen, tragen lassen und versinken.
Möglicherweise bin ich meinem fiktiven Charakter aus meinen Büchern doch
ähnlicher, als ich dachte...
Und dann war plötzlich alles vorbei, auch wenn wir selbst
nach der Zugabe weiter gesungen haben. Weiter und weiter und weiter. Und man
hat dem Alex Diehl schon vorher angesehen, dass ihn das am meisten überwältigt
hat.
Beeindruckend war allerdings, dass sowohl Batomae als auch
Alex Diehl gezeigt haben, dass sie auch nur Menschen sind. Batomae, den man
mitten im Song durch Applaus unterbrochen hat, und Alex Diehl, bei dem
irgendwas mit der Gitarre nicht stimmte (das Kabel, wie sich heraus gestellt
hat), so dass er das halbe Konzert auf der Gitarre von Batomae gespielt hat
(die um einiges kleiner war und geradezu niedlich bei einem so riesigen Mann
ausgesehen hat).
Zwei Musiker, die einfach Musik machen, weil sie es wollen,
nicht um kommerziell erfolgreich zu sein. Bodenständig.
Genau das ist es vermutlich, was meinen Musikgeschmack
beschreibt. Ich mag bodenständige Musiker. Und The BossHoss gehört dazu. Die
machen Musik, weil es Spaß macht, weil es ihr Traum ist und nicht, weil sie nur
erfolgsgeil sind.
Nach dem Konzert bin ich geblieben. Ich hatte die leise
Hoffnung, dass ich ein Autogramm von Alex Diehl bekommen könnte. In der Zeit
habe ich mich natürlich um die Batomae-EP gekümmert, hab ich vorhin ja schon
erzählt.
Und dann kam der doch tatsächlich noch mal zu seinen Fans.
Ach, ich liebe diese kleinen Konzerte jetzt schon!
Und er hatte nur zehn Minuten Zeit – der Zug wartet nicht.
Die ersten paar Fans wollten ein Foto und ich habe auch kurzerhand mein Handy
gezückt. Ist ja irgendwie ein noch schöneres Andenken als einfach nur ein
Autogramm.
Plötzlich fragte einer nach genau diesem und was ist
passiert? Alex Diehl hatte keinen Stift, wollte den Fan einmal durch den Raum
zu Batomae schicken, der einen Edding hatte. Und vorbereitet, wie ich bin, hab
ich kurzerhand den Edding aus der Hosentasche gezogen, die Kappe abgestreift
und in die Mitte des kleines Kreises gereicht mit folgenden Worten: „Na, wer
bitteschön hat bei einem Konzert denn keinen Stift dabei? Das ist doch das
Wichtigste!“
Zustimmende Worte, aber ich war die einzige Person mit
Stift. Und Alex Diehl, der ständig zwischen Autogrammen (wie gut, dass sein
Name so kurz ist) und Fotos hin und her switchen musste, hat den Stift prompt
behalten. Als Dankeschön gab’s ein Autogramm auf mein Ticket (die CDs sind
leider nur Downloads gewesen, mein Budget ist begrenzt) und ein Foto.
Und der Edding? Nun ja, der wird jetzt berühmt – ist er doch
auf fast allen Fotos mit drauf. Ich werde den behalten, mal schauen, welche
Musiker den noch bekommen. (Ich habe geduldig gewartet, bis er tatsächlich
gehen wollte, und ihn vorsichtig daran erinnert, dass das ja mein Stift ist.)
Was will er auch mit einem Edding ohne Kappe?
Alex Diehl – ein großer Mann mit großartigen Songs und
großartiger Stimme und leider noch viel zu unbekannt. Er hat mich definitiv
darin bestätigt, Song/s von ihm bei „Alex“ einfließen zu lassen. (Witzigerweise
Namensvetter, fällt mir grade wieder auf…) Die Erlaubnis habe ich ja, die Szene
steht in meinem Kopf auch schon.
Ja, das hier ist ein Aufruf, euch den Alex Diehl mal genauer
anzuschauen. Und Batomae gleich mit. Und wenn ihr schon dabei seid, dann bitte
auch das Buch „Das Mädchen aus der 1. Reihe.“
Ich schlage noch einen Bogen und erzähle euch noch kurz
etwas über das Buch. Ich habe es nicht auf dem Konzert gekauft, sondern
gehofft, dass es eine eBook-Version gibt (nicht nur wegen dem Preis, auch wegen
dem Platz). Gibt es.
Heute, ein Tag nach dem Konzert, habe ich es gekauft. Es hat
danach gebrüllt, dass ich die Leseprobe lesen müsste. Ich habe damit anfangen,
zwei Kapitel Leseprobe. Das war nicht alles, was verfügbar war, aber trotzdem
brauchte ich nicht mehr.
Inzwischen bin ich im fünften Kapitel, habe es nur weg
gelegt, um diesen Post (vor)schreiben zu können und bin überaus glücklich über
meine neue Buchentdeckung. Der Roman ist autobiografisch, wunderschön
geschrieben und mit Lea, der Protagonistin, konnte ich sofort mitfühlen. Ein
bisschen ist sie mir ähnlich, auch wenn unser Problem unterschiedlicher nicht
sein könnte – sie hasst ihren Körper und leidet an Esssucht (ich nehme das
deutsche Wort, mit dem englischen Begriff können zu wenige etwas anfangen) und
ich bin ein Polterer, wenn ich aufgeregt bin. Ja, ich steh jetzt einfach mal
dazu. („Konzert der unperfekten Menschen“ fällt mir gerade ein Zitat von Alex Diehl ein...)
Wer also ein richtig gutes Buch lesen möchte, kauft es. Es
ist wahrhaftig ein kleines Juwel auf meinem eReader und der Soundtrack von
Batomae dazu ist absolut „Unvergleichlich“ – wie sein gleichnamiger Song.
Fass ich mal die letzten Worte zusammen: Das Buch und das
Konzert hat mich geprägt, neue Bilder in meinen Kopf gezaubert für „Alex“, mich
sogar dazu gebracht, eventuell das ganze Konzept meines Buches umzustellen
(Okay, daran ist auch eine Kritik auf Fanfiktion schuld) … Ihr werdet sehen,
was ich daraus mache.
Zum Abschluss hänge ich euch jetzt noch ein Haufen Dinge und
Links an, die mir wichtig sind:
Viele Grüße,
Mia Monocerus
PS:
Ich habe ein Zitat aus dem Buch gefunden, was ich so gut
finde, dass ich es als Aufkleber mitgenommen habe und nach dem richtigen Platz
dafür suche: „Ich stehe auf Konzerten vorne, weil hinten alles voll ist“.
Und wenn ich ehrlich drüber nachdenke, dann muss ich mir
eingestehen, dass Konzerte auch der Grund sind, warum ich Disco hasse. Das war
irgendwie schon immer so…
PPS:
Ich suche immer noch eine Erklärung dafür, warum bei Konzerten immer rechts (aus Publikumssicht) der Bassist steht und links der Gitarrist...